Im Juni 2019 trafen sich zahlreiche Dortmunder Frauen zum Gespräch über das Anliegen der in Münster entstandenen Initiative Maria 2.0. Ein vom Austausch über Erfahrungen und Sehnsüchte zur Rolle der Frau in der Kirche geprägter Abend ließ spüren, dass zahlreiche Frauen in Dortmund sich besonders für Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche einsetzen möchten.
Die Aktivitäten sind vielfältig: Gesprächsabende, Weggottesdienst, Demonstrationen, Frauenversammlung, Info-Mail, …
Die Anliegen von Maria 2.0 bedeuten notwendige Reformen in den Gemeinden und Amtskirchen. Angetrieben von unserem Glauben, dem sicheren Gefühl, das Richtige zu tun und genug Geduld bewiesen zu haben, bündeln wir Informationen und Aktivitäten für eine geschlechtergerechte Kirche. Tun wir uns zusammen! Kommen wir ins Gespräch!
Das Nein des Vatikans gegen die Mitwirkung von Laien bei der anstehenden Wahl des neuen Paderborner Bischofs war erwartet und befürchtet worden. Die rechtliche Ausgangslage ist klar. Das Preußenkonkordat von 1929 regelt eindeutig die Wahlmodalitäten in 15 deutschen Bistümern. Im Erzbistum Paderborn obliegt die Wahl allein dem Domkapitel. Für andere Bistümer gelten andere Konkordate, die aber gleiche oder sehr ähnliche Modalitäten beinhalten.
Dennoch erschüttert uns die bedingungslose Absage einer Mitwirkung erprobter Frauen und Männer unserer Diözese. Der Synodale Weg wies auf neue Formen auch der Beteiligung von Laien hin; es lässt sich in der Botschaft des Vatikans kein Hinweis finden, der als Ermutigung verstanden werden könnte. Bisherige alte Strukturen und Verfahrensweisen werden weiterhin dialogfrei verordnet und angewandt. Dabei ist das Vorschlagsrecht des Papstes für drei Kandidaten nicht infrage gestellt worden.
Der Versuch der Bistumsebene Paderborn, einen anderen dialogischen Weg einzuschlagen, ist massiv gescheitert. Entweder war es ein strategischer Testballon, der als vorläufige Beruhigung der Laien dienen sollte, oder die rechtlichen Konditionen sind nicht klar ausgelotet und falsch eingeschätzt worden. Wir bedauern das sehr.
Wir fordern eine katholische Kirche, in der Geschwisterlichkeit und Gleichberechtigung nicht nur beschrieben (s. Enzyklika ‚Fratelli tutti‘ von Papst Franziskus), sondern in konkretes Handeln umgesetzt werden.
Im Erzbistum Paderborn wird seit mehreren Jahren am Zielbild 2030+ gearbeitet. Die Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit wird immer klarer; ohne engagierte Frauen und Männer, die sich zum Beispiel als Gemeindeleitungen einsetzen, wird in Kürze die katholische Kirche auf Ortsebene bedeutungslos werden.
Deshalb ist es wesentlich und bedeutsam, den Laien Mitsprache und Mitentscheidungen zu ermöglichen, um gemeinsam die katholische Kirche zukunftsfähig zu gestalten.
Die im Preußenkonkordat festgelegten Bestimmungen müssen dringend überprüft und geändert werden. Nach unserer Einschätzung werden die beteiligten Bundesländer gegen eine Mitwirkung von Laien keine Einwände haben.
Weiterhin fordern wir die Gremien des Erzbistums (z.B. Domkapitel und Diözesankomitee) auf, deutlich Stellung zu beziehen.
Auch die Deutsche Bischofskonferenz muss sich dem Thema stellen und auf der Basis der Ergebnisse des Synodalen Wegs neue Verfahrensweisen einfordern.
Maria 2.0 Bielefeld, Paderborn, Olpe, Dortmund-Aplerbeck, Gütersloh
Die Termine und Themen finden Sie hier ▶️
...und weil meine Hirten nicht nach meiner Herde fragten, sondern nur sich selbst und nicht meine Herde weideten, darum ihr Hirten, hört das Wort des Herrn: So spricht Gott der Herr: Nun gehe ich gegen die Hirten vor und fordere meine Schafe zurück. Ez 31, 1-11
Die neuen Termine der Donnerstagsgebete in Dortmund sind da!
In diesen Veranstaltungen ist Platz für Themen wie Berufung von Frauen*, Rassismus, Macht in der Kirche. Hier ist Platz, um safe spaces zu kreieren und Kraft zu schöpfen.
Hier ist Platz für dich.
Freu dich auf inspirierende Dozent*innen, lebhafte Diskussionen, das gemeinsame Entwickeln von Perspektiven
und Networking bei einem guten Getränk.
Wie Gott uns schuf - die Doku aus der ARD Mediathek
Ein bewegender Film - unbedingt anschauen!
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Das am 20. Januar 2022 veröffentlichte Gutachten über sexuellen Missbrauch im Bereich der Erzdiözese München und Freising wurde sowohl von den Gutachter*innen als auch von der Öffentlichkeit als eine „Bilanz des Schreckens“ und eine „Bankrotterklärung“ für die kirchliche Missbrauchsaufarbeitung wahrgenommen. Es erschüttert die Glaubwürdigkeit des Klerus in ihren Grundfesten.
Dieses Gutachten darf für die Erzdiözese München und Freising, aber auch für die katholische Kirche insgesamt, nicht ohne Folgen bleiben.
Insbesondere das Versagen von Joseph Ratzinger, dem ehemaligen Erzbischof von München und Freising, langjährigen Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre und Papst bzw. emeritiertem Papst, erscheint auf der Grundlage des Gutachtens noch fataler als zuvor. In seiner im Gutachten dokumentierten Stellungnahme zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen hat Joseph Ratzinger sexuellen Missbrauch Minderjähriger auf geradezu dreiste Weise verharmlost. Unverzeihlich ist, was in seiner Amtszeit als Erzbischof (nicht) geschah. Mit seiner unerträglichen Umdeutung von missbräuchlichen Handlungen vergreift er sich – jetzt persönlich – an den Betroffenen und macht sie erneut zu Opfern. Wir erwarten, dass Joseph Ratzinger in Anbetracht dessen auf die Verwendung seines päpstlichen Namens sowie seiner damit verbundenen Titel und Insignien verzichtet.
Wir fordern alle Verantwortungsträger des Erzbistums München und Freising, denen im Gutachten Fehlverhalten in Bezug auf sexuellen Missbrauch nachgewiesen wurde, auf, persönliche Konsequenzen zu ziehen. Wir sind der Meinung, dass keine dieser Personen in ihrer derzeitigen Position verbleiben kann. Wir halten es für geboten, dass sie auf alle Ämter, Funktionen und Ehrentitel, die sie aktuell innehaben, ebenso verzichten wie auf alle damit verbundenen Einkünfte. Dabei sollte es sich um eine tatsächliche Verantwortungsübernahme handeln und nicht um eine scheinheilige Verantwortungsdelegation, wie sie aus früheren Rücktrittsangeboten, die dann am Ende nicht angenommen wurden, in kaum erträglicher Erinnerung ist.
Nicht nur im Erzbistum München und Freising, sondern überall leugnen immer noch Verantwortungsträger ihre Mitschuld an den Missbrauchstaten. Immer noch versuchen sie, die Institution Kirche zu schützen und ihre eigene Position zu retten und halten so an der Unmenschlichkeit des Systems der Amtskirche fest.
Wir von Maria 2.0 sind daher der festen Überzeugung, dass personelle Konsequenzen allein nicht genügen. Würden lediglich Personen ausgetauscht, bliebe das System dasselbe und würde sogar noch bestätigt. Nachdem von den Gutachter*innen festgestellt wurde, dass die systemischen Ursachen von Missbrauch in all ihren Formen längst bekannt sind, bislang aber nicht beseitigt wurden, verlangen wir eine sofortige Reform der patriarchalen, undemokratischen und intransparenten kirchlichen Machtstrukturen.
23. Januar 2022\Maria 2.0 Deutschland
Bistum Paderborn, 23.01.2022
Offener Brief an Erzbischof Josef Becker
Mit Zorn und Entsetzen haben wir Frauen der Maria 2.0-Gruppen im Erzbistum Paderborn die Ergebnisse der neuen Missbrauchsstudie München-Freising zur Kenntnis genommen. Die darin enthaltenen Aussagen des emeritierten Papstes Benedikt XVI. irritieren im besonderen Maße und untergraben erneut die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche auf lange Zeit.
Die neue Studie zeigt deutlich auf, dass die Täter im kirchlichen Raum weitreichend geschützt wurden und werden, während sich die Opfer oft traumatisiert isolieren.
Erschütternd ist, dass sich Benedikt XVI. immer noch nicht dem eigenen Fehlverhalten stellt und nachweislich zu Falschaussagen greift.
Es verfestigt sich der unheilvolle Eindruck, der schon seit Bekanntwerden der ersten Fälle von Missbrauch entstanden ist: Dem emeritierten Papst und vielen Verantwortlichen der katholischen Kirche in Rom geht es überwiegend um den guten Ruf des Priesterstandes und der Kirche. In das Leid der Opfer, in die Folgenschwere einer solchen Tat für das Leben eines Betroffenen kann oder will man sich nicht hineindenken.
Zugleich gibt es auch ernsthafte Bemühungen der katholischen Kirche in Deutschland, Machtmissbrauch im kirchlichen Raum aufzuklären. Massive sexuelle Übergriffe durch Priester und andere kirchliche Mitarbeiter, aber auch körperliche Züchtigungen und weitere Formen subtiler Gewalt an zumeist abhängigen und ausgelieferten Menschen sind durch mehrere Studien belegt worden. Wir gehen aber davon aus, dass das Dunkelfeld deutlich größer ist, als es die bisher vorgelegten Zahlen aufzeigen.
Im Gespräch mit dem Paderborner Erzbischof H. J. Becker wurde uns im Juli 2021 zugesichert, dass das Erzbistum Paderborn in einer umfangreichen Studie eine eigene und vorbehaltlose Untersuchung der Situation durchführt. Wir begrüßen es sehr, dass ein Zwischenergebnis mittlerweile veröffentlicht worden ist, und fordern weiterhin eine intensive Information der Öffentlichkeit.
Wesentlich ist uns, die möglichen Ursachen für diesen umfassenden Machtmissbrauch gegenüber Kindern, Jugendlichen (und auch Frauen) genau zu analysieren.
Die Machtstrukturen in der katholischen Kirche, die ausgeprägte Hierarchie, die Überhöhung des männlichen Weiheamtes und eine lebensfeindliche Sexualmoral tragen u.a. dazu bei, dass Missbrauch sich entwickeln kann und letztlich geduldet wird.
Als Maria 2.0 im Erzbistum Paderborn fordern wir
Wir begrüßen die bisherigen Arbeitsergebnisse des Synodalen Weges und fordern die Delegierten auf, weiterhin intensiv an Reformen mitzuwirken. Der im Erzbistum Paderborn initiierte Diözesane Weg mit dem Zukunftsbild 2030+ kann zu deutlichen Veränderungen beitragen. Das ist Hoffnung und Erwartung! Die Geduld vieler Frauen und Männer ist erschöpft.
Maria 2.0 im Bistum Paderborn
Am vergangenen Freitag trafen sich etwa 50 Frauen aus dem ganzen Erzbistum, um gemeinsam vor dem Pardiesportal des Paderborner Domes ihren Forderungen nach Reformen innerhalb der katholischen Kirche Ausdruck zu verleihen. Aus dem Sauerland, aus Bielefeld, aus Gütersloh und aus Dortmund hatten sich Frauen auf den Weg nach Paderborn gemacht. Eine Gruppe Dombesucherinnen aus Lemgo hat spontan an der Veranstaltung teilgenommen. Motto des Abends war: „Feuer und Flamme - wir brennen für Reformen in der katholischen Kirche und wollen, dass dieses Feuer nicht erlischt!“ Vor dem, mit zahlreichen Kerzen gestalteten, Hauptportal des Domes kamen die Frauen - fast alle engagiert bei „Maria 2.0“ - unterstützt von einigen Männern zusammen, beteten und sangen gemeinsam.
Bei eisigem Wind und den Mützen tief im Gesicht, gab es Teilnehmerinnen, die glaubten, ihren Erzbischof beim eiligen Durchschreiten der Menge gesehen zu haben… ob dies tatsächlich so war, oder nur der Wunsch auf Begegnung und Austausch ihren Blick trübte, wird wohl nur der Erzbischof selbst beantworten können. Leider war aber wieder einmal festzustellen, die hauptamtlich tätigen Männer des Bistums hatten offensichtlich kein Interesse an einer Teilnahme. Wie schade.
Wir freuen uns, Menschen aus dem gesamten Bistum in Paderborn begrüßen zu dürfen! Herzliche Einladung, mit uns zu beten!
Persönliche Begegnung
Bereits im November 2020 hatten sich 17 Frauen aus dem Erzbistum Paderborn an ihren Bischof gewandt und ihn, auch angesichts der Vorgänge im Erzbistum Köln, um ein Gespräch gebeten. Eine Antwort mit einer Einladung zu einem Gespräch in Paderborn hatten die Frauen schnell im Briefkasten, jedoch ließ die Pandemiesituation ein persönliches Treffen lange Zeit nicht zu. Am Donnerstag, den 08.07.2021 war es dann soweit: Barbara Erdmeier und Elisabeth Niehaus aus Bielefeld, Sigrun Eggenstein aus Dortmund und Christa Hesse, Claudia Siegel, Magdalena Schlüter und Ulrike Fromme aus Paderborn trafen sich zu einem persönlichen Gespräch mit Erzbischof Hans-Josef Becker und Monsignore Dr. Michael Bredeck, dem Leiter des Bereichs Pastorale Dienste, im Liborianum.
Im Gepäck hatten die Frauen, die alle der Initiative Maria 2.0 im Erzbistum Paderborn angehören, vier wichtige Anliegen, die sie mit ihrem Bischof besprechen wollten.
Gewaltenteilung in der katholischen Kirche
Zunächst nahmen die Frauen das Thema Macht und Gewaltenteilung in den Blick. Die Frauen fordern dringend eine Gewaltenteilung und unabhängige Kontrollinstanzen auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens. Deutlich gaben sie zu verstehen, dass sie oft Rückschritte statt Fortschritte erleben. Erzbischof Becker bestätigte den großen Nachholbedarf in der Kirche.
Mit seinem überraschenden Rücktrittsgesuch übernimmt Kardinal Reinhard Marx als Bischof persönliche Verantwortung „für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche“. Wir von der Initiative Maria 2.0 drücken ihm für diesen Schritt, seine klaren Worte und seine Aufrichtigkeit unseren Respekt aus.
Kardinal Marx sieht den „Missbrauchs-Skandal“ nicht nur als Resultat von Verwaltungsmängeln oder persönlichem Fehlverhalten in den einzelnen Fällen, sondern er erkennt an, dass dahinter systemische Ursachen stehen. „Das Übersehen und Missachten der Opfer ist sicher unsere größte Schuld in der Vergangenheit gewesen“, schreibt er in seinem Brief an Papst Franziskus.
Wir teilen seine österliche Hoffnung, „dass der ‚tote Punkt‘, an dem wir uns im Augenblick befinden, zum ‚Wendepunkt‘ werden kann.“ Wir erwarten, dass die institutionellen Reformen, die wir schon lange einfordern, endlich umgesetzt werden. Deshalb streiten wir weiter für eine zukunftsfähige Kirche, die nicht ausgrenzt, in der die Würde aller Menschen geachtet und die befreiende Botschaft Jesu gelebt wird.
wir Frauen von Maria 2.0 aus Dortmund und dem Erzbistum Paderborn waren es, die im Februar die Thesen an die Kirchentüren gehängt haben!
Wir haken nach und wenden uns erneut mit unseren Anliegen an unseren Erzbischof. Für weitere Infos, bitte auf den Link klicken.
In der ersten Maiwoche 2021 finden deutschlandweit Aktionen von Maria 2.0 statt.
Im Bistum Paderborn möchten wir nachhaken und unserem Erzbischof Becker nochmal unsere Türen zeigen, Ihn daraufhinweisen, dass für Frauen immer noch viele Türen verschlossen sind.
Hier gibt es Ideen - Gedanken - Textbausteine für Mails und Briefe an unseren Erzbischof Becker!
Viele verschlossene Türen im Erzbistum Paderborn! Wann werden sie geöffnet, Herr Becker?
Fotos zur deutschlandweiten Aktion und die Thesen zum Herunterladen finden Sie, wenn Sie auf den Link klicken!
Wir nehmen an überregionalen Aktivitäten der Maria 2.0 Initiativen teil:
anlässlich der Deutschen Bischofskonferenzen
oder
der Konferenzen des Synodalen Wegs