Freie Initiative „Maria 2.0“
im Erzbistum Paderborn
Erzbischof von Paderborn
Hans-Josef Becker
Kamp 38
33098 Paderborn
Wir brauchen Ihre Hilfe! Paderborn, im November 2020
Sehr geehrter Herr Erzbischof Becker,
im Juli erreichte uns Ihre persönliche Antwort auf unsere Postkartenaktion im Frühjahr dieses Jahres. Vielleicht erinnern Sie sich.
Sie schrieben damals. „Ich weiß um die Enttäuschung vieler Frauen und sehe auch die Gefahr, dass sich diese Enttäuschungen weiter verstärken und zum Abschied aus der Kirche oder gar zum Bruch mit der Kirche führen können.“ (….) Sie beschließen Ihre Antwort mit den Worten: „Wir gehören in der Kirche Gottes und im Erzbistum Paderborn zusammen, so unterschiedlich wir vielleicht denken und empfinden oder so unterschiedlich die Verantwortungsbereiche sind. Wir wollen beieinander bleiben und uns nicht trennen.“
Und genau aus diesem Grund haben sich viele Frauen vor nun schon über 1,5 Jahren, der freien Initiative „Maria 2.0“ in ganz Deutschland angeschlossen. Ein stillschweigender Austritt ist für viele von uns keine Alternative. Aber die Entwicklungen der katholischen Kirche in Deutschland sind derzeit für uns unerträglich. Uns ist bewusst: Köln ist nicht „die katholische Kirche in Deutschland“- aber das Erzbistum Köln ist ein wesentlicher Teil der deutschen katholischen Kirche.
Die dortigen Ereignisse rufen bei uns Fassungslosigkeit und Entsetzen hervor. Die jüngsten Entscheidungen der Kölner Bistumsleitung um Kardinal Rainer Woelki und Generalvikar Markus Hofmann sind untragbar. Die dringend zu vermutende Instrumentalisierung des Betroffenenbeirates, um die Nichtveröffentlichung des 2018 in Auftrag gegebenen Gutachtens zum Umgang mit sexualisierter Gewalt durch Kleriker zu verhindern, schlägt dem Fass sprichwörtlich den Boden aus. Die Sprecher des Betroffenenbeirates sind inzwischen zurückgetreten und haben sich öffentlich dazu geäußert.
Von einer „perfiden Strategie“ wird da gesprochen.
Maria Mesrian, die Kölner Sprecherin der dortigen Initiative Maria 2.0, schreibt in einem Aufruf zur Mahnwache: „Schweigen ist der Grund, warum Missbrauch über so viele Jahre möglich war. Schweigen ist der Grund, warum Missbrauch vor unseren Augen weiter geschieht. Schweigen ist eine lautlose Macht. Wir stehen alle in der Verantwortung.“
Diesen Worten möchten wir uns anschließen und fordern Sie, sehr geehrter Herr Erzbischof Becker, auf, in der Bischofskonferenz laut und vehement im Namen der Katholikinnen und Katholiken des Erzbistums Paderborn die Veröffentlichung des Gutachtens zu fordern.
Hier muss Transparenz geschaffen werden. Herr Professor Sternberg äußerte sich vergangene Woche in der Pressekonferenz des ZDK und verwendet den Konjunktiv:
„Wenn man wüsste, dass es so wäre, dann wäre das ein Skandal…“
Und so kommen wir noch einmal auf die Verantwortung zurück, von der Sie damals im Antwortschreiben an uns sprachen. Verantwortlichkeiten sind sicherlich unterschiedlich, aber in diesem Fall stehen wir alle in der Verantwortung. Wir sind gefordert Zivilcourage zu zeigen und uns solidarisch an die Seite der Betroffenen zu stellen. Und alle Kleriker, Hauptamtlichen und Entscheider unserer Kirche sind hier in besonderem Maße gefordert, alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um dieses Vorgehen in Köln zu beenden und auf eine vollständige Aufklärung zu drängen, nein- sie einzufordern!
Das erstellte Gutachten muss zwingend veröffentlicht werden! Es muss, neben dem bereits veröffentlichten Gutachten des Bistums Aachen, die Basis für die Fortsetzung der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche bilden.
Ebenfalls sind wir sehr erstaunt und verärgert über den Umgang mit der KHG Köln. Das rigide Eingreifen gegenüber dem Benennen von Problemen und ein offensichtliches Mundtot machen einer offenen Diskussion, durch das Sperren der Homepage der KHG, erschreckt uns sehr. Wir wünschen uns auch hier eine brüderliche Korrektur unter Erzbischöfen.
Bitte nutzen Sie Ihren Einfluss in der deutschen Bischofskonferenz und setzen sich klar und deutlich dafür ein, dass die Akten freigegeben werden. Durch dieses untragbare Vorgehen der letzten Wochen ist so viel Schaden entstanden, von einem erneuten Missbrauch, einer Retraumatisierung der Opfer wird gesprochen. Zutiefst unchristlich und scheinbar nur zum Erhalt der kirchlichen Machtstrukturen wird hier agiert.
Dieser Brief wird zunächst Sie persönlich erreichen, dann aber als „offener Brief“ auch an die lokale Presse im Erzbistum weitergegeben werden.
Wir, die UnterzeichnerInnen dieses Schreibens, sind Teil der freien Initiative „Maria 2.0“ und engagieren uns in Dortmund, Bielefeld, dem Sauerland und in Paderborn.
Bitte unterstützen Sie unsere Forderungen!
Wir wünschen Ihnen Kraft, Mut und Durchsetzungsvermögen.
Seien Sie behütet!
Gottes Segen für Sie!
Für „Maria 2.0“ Dortmund
Beate Bergerhausen
Eva Bux
Für „Maria 2.0“ Dortmund Aplerbeck
Bettina Bauerle
Sigrun Eggenstein
Katja Ruby
Annette Sprenger
Für „Maria 2.0“ Bielefeld
Elisabeth Niehaus
Christine Kuberski
Barbara Erdmeier
Maria Bonse
Ruth Tegeder
Für „Maria 2.0“ Pastoraler Raum Kirchhundem
Silvia Greiten
Für „Maria 2.0“ Paderborn
Magdalena Schlüter
Christa Hesse
Ulrike Fromme
Anja Lüke-Roth
Claudia Siegel
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Claudia Siegel
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33098 Paderborn
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