Maria 2.0 – Gruppen im Erzbistum Paderborn
An den Erzbischof Hans-Josef Becker
Domplatz 3
33098 Paderborn
Erzbistum Paderborn, 09.12.2021
Sehr geehrter Herr Erzbischof Becker,
sehr geehrte Mitglieder des Diözesankomitees und des Diözesanpastoralrats im
Maria 2. 0 im Erzbistum Paderborn begrüßt den von Papst Franziskus initiierten Aufbruch zu einer Erneuerung der Kirche für das 3. Jahrtausend.
Wir begrüßen die Abkehr von Hierarchien und die Rückkehr zu einer synodalen Kirche. Denn wir alle sind Volk Gottes und nicht Hilfsarbeiter*innen des Klerus. Wir Christ*innen von Maria 2.0 sehen das Thema „Machtverteilung in der Kirche 2021“ bekanntlich als großes Problem: Die zweite unserer 7 Thesen lautet so auch: „In unserer Kirche haben alle teil am Sendungsauftrag; Macht wird geteilt. Denn der Klerikalismus ist heute eines der Grundprobleme der katholischen Kirche und fördert den Machtmissbrauch mit all seinen menschenunwürdigen Facetten.“ Die Nachfolge Jesu bedeutet gerade nicht Privilegien, Glanz und Gloria – wahrhaft christliche Machtausübung kann nur die Übernahme von Verantwortung bedeuten: zum Wohl der Gemeinschaft, der Notleidenden, der Schwachen und Ausgegrenzten.
An den Missbrauchsfällen wird deutlich, wie weit das klerikale Selbstverständnis oft von seinem christlichen Auftrag entfernt ist. Verantwortung wurde und wird gerade nicht übernommen, die Machtpositionen haben manche Machtinhaber imprägniert und unempfindlich gemacht für das Leid und die Verletzungen der ihnen Anvertrauten und sich schutzlos Anvertrauenden. Die Eitelkeit vieler Kirchenfürsten macht ihre Herzen kalt. Die gerade in Paderborn erschienene Missbrauchsstudie (Zwischenbericht) zeigt auf, dass es auch im Erzbistum viele Opfer gibt.
Maria 2.0 im Erzbistum Paderborn begrüßt, dass alle Gläubigen in den Erneuerungsprozess mit einbezogen werden sollen. Aber: Für den vom Papst angestoßenen Prozess der Weltkirche wird dem Volk Gottes zwar einerseits eine Schlüsselrolle für das Wirken des Heiligen Geistes zugesprochen, andererseits wird ihm im Haus Gottes nur ein Dienstmädchenvorzimmer zugewiesen: das große Volk der Gläubigen, das Volk Gottes, hat kaum Möglichkeit, an dem dringend notwendigen Reformprozess erkennbar mitzuwirken. Das Wirken des Geistes Gottes wird durch die bestehenden Machtstrukturen konterkariert.
Maria 2.0 im Erzbistum Paderborn fordert mehr und radikaleres Zuhören, sonst bleiben die Bischöfe in einer bevormundenden Rolle. Wir erwarten mehr als nur strukturelle Reformen.
Wenn überhaupt, dann sollen Laien – und damit auch sämtliche Frauen in der katholischen Kirche, egal ob Ordensfrauen, Theologinnen, Seelsorgerinnen u.v.m. – in der Weltsynode bestenfalls und ausschließlich in der ersten Phase angehört werden. Nur in einem winzig kleinen Fenster wird der Geist der Gläubigen zugelassen und soll dann – für ganz Deutschland in Papierform und von Klerikern eingedampft auf 10 Seiten – zu den Ohren und Herzen der Bischöfe gelangen und dort Wirkung entfalten. In Deutschland spüren wir bisher kaum etwas bis gar nichts von einer Phase des gemeinsamen Hörens. In dem viel zu kurzen Zeitfenster von maximal 2 Monaten findet weder echtes Hören statt – das ist etwas anderes als das Lesen in Dienststuben! – noch kommt der Geist des Volkes Gottes wirklich zur Entfaltung. Angesichts der erschreckenden Taubheit mancher Bischofsohren und -herzen, die in den Missbrauchsfällen zu Tage kam, zweifeln viele daran, ob manche Bischöfe überhaupt fähig sind, auf die Stimme des Volkes Gottes zu hören, oder ob der von ihnen gelebte Klerikalismus nicht schon zu sehr ihre Herzen und Ohren verschlossen hat. Maria 2.0 steht für eine synodale Kirche. Aber Synodalität bedeutet nicht primär endlose Sitzungen und Gremienarbeit. Synodalität erfordert wahrhafte Gleichheit und Zuhören auf Ohrenhöhe.
Maria 2.0 im Erzbistum Paderborn erwartet tiefgreifende Reformen, wir fordern eine Befreiung vom vielfach rückständigen, ja falschen - weil diskriminierenden Menschenbild hin zu einem wahrhaft christlichen Menschenbild. Jesus war der vielleicht glühendste Prediger für Gleichheit aller Menschen – wie kann es sein, dass eine Institution, die sich ausschließlich auf ihn beruft, bis heute die Menschenrechtskonventionen nicht anerkannt hat?
Maria 2.0 im Erzbistum Paderborn fordert: Gleiche Rechte und gleiche Würde für alle Menschen in der Kirche! Ungerechtfertigte Grenzen müssen beseitigt werden. Das kann nur bedeuten, dass Geschlecht, Familienstand und sexuelle Orientierung nicht ausschlaggebend dafür sind, wem Aufgaben und Ämter übergeben oder a priori verwehrt werden. Nur wenn alle, die Jesus nachfolgen wollen, Verantwortung und Ämter übernehmen können, kann die Nachfolge wahrhaft gelebt werden. Nur wenn Männer aufhören, sich mittels Ämtern und Privilegien über Frauen zu erheben und Frauen dadurch zu erniedrigen, kann Kirche wahrhaft den Geist Gottes verkörpern.
Maria 2.0 im Erzbistum Paderborn wird nicht dazu schweigen, dass oft Unrecht im Namen Jesu geschieht und in seinem Namen begründet wird. Geschlechterdiskriminierung, Entmündigung von Ordensfrauen und allen Frauen in der katholischen Kirche ist Klerikalismus und Machtmissbrauch und verursacht viel Leid auf der Erde. In ihrer jetzigen Gestalt ist die katholische Kirche zwar Weltkirche geworden, aber immer wieder zeigen Klerikalismus, Machtmissbrauch, komplizenhaftes Vertuschen, Eitelkeit, Privilegienwirtschaft, Charakterlosigkeit manchen Klerikers, Entmündigung, Bevormundung und Erniedrigung von Ordensfrauen, dass die patriarchale, klerikale, hierarchische Gestalt viel zu wenig das Wirken des Heiligen Geistes ermöglicht. So steht unsere Kirche nicht für das Reich Gottes auf Erden, zu dessen Kultivierung uns das Evangelium beauftragt und verpflichtet.
Die Kirche des dritten Jahrtausends kann nur eine Kirche sein, die wahrhaft Jesus nachfolgt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Jede und jeden Nächsten mit all den Brüchen und Herausforderungen, die manchen Leben innewohnen.
Wir hoffen, dass Sie sich für einen intensiven Erneuerungsprozess im Rahmen der Weltsynode einsetzen.
Die Maria 2.0 – Gruppen im Erzbistum Paderborn
Vertreterinnen: Sigrun Eggenstein, Elisabeth Niehaus, Claudia Siegel
Bitte schreibt bis zum 08.Mai 2021 Mails oder Briefe, in denen Ihr Eure Anliegen formuliert: Hier geht es zur Anleitung!
Welche Türen sollten geöffnet werden? Zu welchen Türen hat unser Erzbischof einen Schlüssel?
Wichtig:
Schreibt an: erzbischof@erzbistum-paderborn.de und setzt uns in Cc: info@mariazweipunktnull-dortmund.de
Alle E-Mails, die an Maria 2.0 in Cc: gesendet werden, werden als Schriftrolle gesammelt und dann, wenn wieder Aktionen in Paderborn möglich sind, dem Bischof übergeben.
Schreibt gerne selbstformulierte Mails oder nutzt unsere Ideen und Gedanken:
stellen Sie sich vor, Sie wären eine Frau in der Kirche! Würden Sie mit uns protestieren für offene Türen? Für Gleichgerechtigkeit in der katholischen Kirche? Wir sind sicher, Jesus wäre auch dabei!
Türen öffnen heißt: Neue Wege gehen, Dinge im eigenen Bereich ändern. Solange Theologinnen Absagen auf Stellenausschreibungen bekommen, weil sie Kinder unter 12 Jahren haben - und ihnen damit Sonderrechte wie "Urlaub" im Falle von Krankheit des Kindes gesetzlich zustehen, stellt die Kirche sich in eine Reihe mit jedem anderen Arbeitgeber.
Vorbildfunktion würde bedeuten, dass Frauen gleichberechtigt eingestellt werden, auch wenn sie Kinder haben, selbst wenn das ein paar Tage Arbeitsausfall bedeuten kann, weil Mama zuhause bleibt, während Papa arbeiten geht. Der Beitrag, den Mütter in Pflege und Erziehung ihres Nachwuchses zum Aufbau der Gesellschaft und der Kirche leisten ist ungleich höher, als das, was Ihnen im Bistum da an Kosten entsteht, wenn Ihre Personalabteilung eine Frau statt eines Mannes einstellt!
Gelobt sei Jesus Christus -
mir fehlen die Worte, wenn ich ausweichende, zaghafte oder sogar verschleiernde Reaktionen zum Missbrauch in der Kirche sehe, wenn ich selbstherrliche Priester und zuarbeitende Frauen im Hintergrund erlebe. Mir fehlen die Worte, weil dieses geschlechterungerechte System mit Bibeltexten erklärt wird, die längst durch Erkenntnisse aktueller Bibelforschung zugunsten einer Gleichheit von Mann und Frau ausgelegt werden können. Mir fehlen die Worte, wenn ich wieder gefragt werde, warum ich noch „dabei bin“.
Ihre Kirche ist auch meine Kirche. Öffnen Sie die Tür für neue Wege in der Kirche, damit ich wieder Worte finde.
nutzen Sie Ihre Macht im Sinne Jesu, indem Sie sich mit uns Frauen von Maria 2.0 öffentlich für eine geschwisterliche, gleichberechtigte Kirche einsetzen! Von Gott berufen zu sein, das erfahren auch Frauen. Wir Frauen möchten unsere Kräfte und Gaben so in die Kirche einbringen, wie Männer es tun dürfen! Dann werden die Türen offen sein und die Botschaft Jesu wird die erneuerte Kirche mit ihrem Licht erhellen!
wir Frauen von Maria 2.0 erleben, dass viele kirchliche Amtsträger uns kein Vertrauen entgegenbringen. Of begegnen uns Skepsis oder Ablehnung von vornherein. Wir treten für eine Erneuerung innerhalb der Kirche ein und fordern demokratische Strukturen. Wir wollen auch Neues einbringen und ausprobieren – für eine bunte Vielfalt in den Kirchengemeinden; denn wir sind mit und für Jesus unterwegs. Sie können im Bistum die Türen weiter öfnen, für uns Frauen von Maria 2.0 eintreten wie für alle Männer und Frauen, die sich aus Liebe zur Kirche Christ für Reformen einsetzen.
als getauftes und gefirmtes Kirchenmitglied – egal ob Mann oder Frau – stehe ich in der Verantwortung Kirche mitzugestalten. Das heißt auch, das Wort zu erheben und auf Missstände, Ungerechtigkeiten und Leid hinzuweisen: Kirchenmitglieder leiden, weil sie entsetzt beobachten, wie sich Kirche durch starre Strukturen, antiquierte Ansichten und Ignoranz ins gesellschaftliche Abseits manövriert. Frauen leiden, ihrer Berufung nicht nachkommen zu können. Männer leiden, wenn Sie im Laufe ihres Lebens feststellen, dass sie als Mensch Partnerschaft und Sexualität brauchen. Öffnen Sie die Tür, für Frauen und Männer, die Kirche so mitgestalten wollen, dass sie Menschen wieder im Sinne Jesu einlädt.
setzen Sie sich dafür ein, dass endlich die Menschenrechte auch in unserer Kirche gelten! Mit der Anerkennung wären die Sonderrechte von Männern hinfällig und alle Menschen gleich in ihrer Würde und ihren Rechten. Bei Jesus hießen die Menschenrechte Liebe.
Türen öffnen heißt die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen. Uns Frauen, ja allen Laien stehen viele Möglichkeiten offen, aber immer nur dann, wenn der jeweilige Pfarrer oder Bischof es erlaubt. Das ist Klerikalismus, der unsere Mitarbeit erschwert.
Sie haben eine Gesetzgebungskompetenz für Ihren eigenen Bereich und können Dinge generell erlauben, damit wir nicht auf die Barmherzigkeit des gerade für uns örtlich zuständigen Pfarrers angewiesen sind, wenn wir uns in der Gemeinde einbringen wollen.
Auch das Kirchenrecht gibt uns Frauen das Recht und die Pflicht, Gottes Wort zu verkündigen: can. 225§1: Da die Laien wie alle Gläubigen zum Apostolat von Gott durch die Taufe und die Firmung bestimmt sind, haben sie die allgemeine Pflicht und das Recht, sei es als einzelne oder in Verei- nigungen, mitzuhelfen, daß die göttliche Heilsbotschaft von allen Men- schen überall auf der Welt erkannt und angenommen wird, diese Ver- pflichtung ist um so dringlicher unter solchen Umständen, in denen die Menschen nur durch sie das Evangelium hören und Christus kennenlernen können.
Sie können auf unser Zeugnis in Ihrem Bistum nicht verzichten, denn wir erreichen Menschen, die Ihren Priestern schon lange nicht mehr zuhören! Commendo me -
der Zölibat ist eine Lebensform, die nur freiwillig sein darf und die bei empfundenem Zwang Lebenskrisen schaf. Nach dem Gesetz der Kirche bedeutet es immer noch, dass die Türe zu ist oder zufällt, weil man Pries- ter sein und Partnerschaf, Familie leben möchte. Das Argument, Jesus habe es so gewollt .... Wer glaubt das heute noch?
in Ihrem Fastenbrief von 2020 sprach mich Folgendes sehr an: „Die Kirche gehört nicht dem Papst, sie gehört nicht den Bischöfen, sie gehört nicht den Priestern, sie gehört Gott.“ Gott ist erfahrbar im Sakrament. Gott ist auch erfahrbar im menschlichen Tun. Lassen Sie es zu, dass Kirche sich erneuert, indem Mann und Frau sich unabhängig von ihrem Geschlecht in den Dienst der Kirche und in den Dienst Gottes stellen können. Ganz im Sinne: „Mein Gott unterscheidet in Amt und Weihe nicht Mann und Frau.“
Öffnen Sie die Tür durch Geschlechtergerechtigkeit!
Türen öffnen heißt, alle Menschen dürfen eintreten und teilnehmen. Verhelfen Sie den Homosexuellen, den wiederverheirateten Geschiedenen zu Ansehen und Würde, überlassen Sie sie nicht dem Wohlwollen einzelner Priester! Jesus wäre entsetzt und tieftraurig gewesen über die Verweigerung eines Segens Gottes sowie über die Verweigerung der Teilnahme am Tisch des Herrn!
Türen öffnen heißt Licht einzulassen in dunkle Ecken. Sie haben 2019 gesagt, Sie schämen sich für Versagen, Fehlverhalten und auch schlimmen Verbrechen in der Kirche. Das Dunkel des Missbrauchs überschattet noch immer unsere Kirche, aktuell z.B. durch das unglaubwürdige Verhalten von Erzbischof Woelki! Den von Missbrauch Betroffenen wird nicht angemessen begegnet, sie sehen immer noch kein Licht. Hätte Jesus gesagt: Ich wurde missbraucht und ihr habt nicht zu mir gestanden?
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